Heimspiele in Klagenfurt und Villach, Bundesliga-Aufstieg, Cupsieg, Europacup und Konkurs
Vereinsgeschichte 1997 bis 2010
Spielgemeinschaft FC Austria/VSV Kärnten – Hoffnung auf einen starken Bundesländerverein
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In der Saison 1996/97 standen sich der SK Austria und der Villacher SV in der Regionalliga Mitte noch als Rivalen gegenüber. Im Juni 1997 gingen die beiden Vereine aus den zwei größten Städten des Bundeslandes eine Spielgemeinschaft unter dem Namen „FC Austria/VSV Kärnten“ ein. Das Ziel war es, die Kräfte zu bündeln und einen starken Bundesländerverein zu etablieren. Erstmals seit 1927 ließ sich die Austria auf ein Zweckbündnis mit einem anderen Verein ein. Auf Kosten einer in beiden Fällen seit 1920 existierenden Identität wurde etwas Neues erschaffen.
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Aufstieg in die 2. Liga – sportlicher Erfolg trotz Identitätsverlust
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Sportlich war die Spielgemeinschaft von Erfolg gekrönt. Obwohl Austria/VSV zur Winterpause noch mit fünf Punkten hinter dem Arbeitersportklub Voitsberg lag, konnte man sich am Ende der Saison mit einem Punkt Vorsprung zum Meister der Regionalliga Mitte 1997/98 krönen. Die Spielgemeinschaft qualifizierte sich somit für die Relegationsspiele gegen den Meister der Regionalliga Ost. In diesen setzte sich die SG erst in der 92. Minute des Rückspiels durch: Thomas Gilgenreiner erzielte das 2:0 für Austria/VSV. Da man das Hinspiel gegen den SC Untersiebenbrunn mit 1:2 verloren hatte, bedeutete der Gesamtscore von 3:2 den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse. Nach dem Abstieg in der Saison 1991/92 war die Austria nun in der Spielgemeinschaft mit dem VSV in den Profifußball zurückgekehrt. Zumindest sportlich ging der Trend klar aufwärts.
Die Fusion zum FC Kärnten
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Die Saison 1998/99 beendete der FC Austria/VSV Kärnten unter August „Gustl“ Starek äußerst souverän auf dem 6. Tabellenplatz. Die Hiobsbotschaft für alle violetten Austrianer folgte jedoch am Ende der Saison. Unter kräftiger Beihilfe der Landespolitik und unter dem Deckmantel der „Bündelung der Kräfte“ erfolgte die todbringende Fusion der Spielgemeinschaft zum gelb-rot-weißen Politverein „FC Kärnten“. Da der Vereinsname allerdings bereits von Funktionären in Spittal im Zentralen Vereinsregister gemeldet war, sah man sich gezwungen, den Namen der SG „FC (Austria/VSV) Kärnten“ zumindest auf dem Papier beizubehalten. Die beiden Traditionsvereine mussten daher auch im Logo des FC Kärnten weiterhin geführt werden. Der massive Bruch mit der Vereinsgeschichte der Austria (und des VSV) war allerdings vollzogen. Auf Kosten zweier Vereine schuf man ein Werbeungetüm für das Bundesland in den Farben des Bundeslands. Violett-Weiß respektive Blau-Weiß waren vorerst von der Bildfläche verschwunden.
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Die Gegenstimmen zu dieser Fusion und Umfärbung unseres Vereins, der mittlerweile fast 80 Jahre auf dem Buckel hatte, waren vorhanden. Dennoch fehlte in weiten Teilen der Bevölkerung ein wirklich nachhaltiges Interesse und Bewusstsein für die Erhaltung der Identität des violett-weißen SK Austria Klagenfurt. Die trostlosen 1990er Jahre im Unterhaus legten den Grundstein dafür, dass die Politik, unterstützt von den Funktionären, mit der Austria verfahren konnte, wie sie wollte.

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Politprojekt FC Kärnten – sportlicher Erfolg ohne Identität
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Die Saison 1999/00 beendete der FC Kärnten auf dem 6. Platz. Bereits in der darauffolgenden Saison gelang dem Politprojekt der große Coup: Als erster und einziger Kärntner Verein konnte man im Finale des ÖFB-Cups im Wiener Ernst-Happel-Stadion durch einen Treffer von Mario Steiner in der Nachspielzeit das 2:1 gegen den FC Wacker Innsbruck erzielen und sich so den Cupsieg sichern. Der FC Kärnten war österreichischer Cupsieger der Saison 2000/01. Im Supercup-Finale 2001 krönte sich der FCK zudem nach einem 10:9-Sieg im Elfmeterschießen am Innsbrucker Tivoli zum Supercupsieger.
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Nach dem gleichzeitigen Aufstieg in die Bundesliga folgten drei weitere Saisons in der höchsten Spielklasse. 2003 erreichte man erneut das Cup-Finale, musste sich jedoch dem FK Austria Wien nach einer 0:3-Niederlage im Stadion Liebenau geschlagen geben. Auch im darauffolgenden Supercup-Finale unterlag man dem Doublesieger aus Wien-Favoriten. Das Cupfinale 2003 sollte auch das letzte Highlight bleiben bis man sich in der Saison 2003/04 mit nur einem Punkt Rückstand auf den SK Sturm Graz wieder in die 2. Liga verabschieden musste. Für viele unvergessen bleiben diese Bundesligajahre vor allem aufgrund der denkwürdigen Europacup-Spiele gegen PAOK Saloniki, Metalurgs, Hapoel Tel-Aviv, Grindavík und Feyenoord.
Abstieg, weiterer Identitätsverlust und Auszug aus Waidmannsdorf
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Nach dem Abstieg 2004 konnte sich der FC Kärnten noch drei Saisons in der 2. Liga halten. Nach und nach mussten die Erwartungen jedoch zurückgeschraubt werden: Der angestrebte Wiederaufstieg in die Bundesliga wurde mit einem dritten und zwei siebten Plätzen deutlich verpasst. In der Saison 2007/08 folgte schließlich der Abstieg in die Drittklassigkeit.
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Parallel zur sportlichen Talfahrt verabschiedete sich der FC Kärnten in der Saison 2005/06 auch aus Waidmannsdorf. Das Wörthersee-Stadion sollte einem Neubau für die Europameisterschaft 2008 weichen. Der FCK zog daher in der Winterpause 2005/06 in die neu errichtete Sportanlage Fischl um und verlor damit sein letztes Identitätsmerkmal, das ihn mit der Austria verband.
Rückbesinnung auf Violett-Weiß – viel zu spät
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Erst nach diesem sportlichen und finanziellen Fiasko besann man sich in der Regionalliga Mitte 2008/09 wieder auf alte Werte. Erstmals seit der Saison 1998/99 spielte der FC Austria/VSV Kärnten wieder in Violett und Weiß – viel zu spät, würde man heute sagen. Viel zu spät, denn mittlerweile war, erneut durch die Landespolitik, bereits zu Beginn der Saison 2007/08 ein neues, groteskes Ungetüm geschaffen worden.
Der künstliche SK Austria Kärnten – das letzte Kapitel eines Trauerspiels
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Mit freundlicher Mithilfe des Fußballtotengräbers Franz Grad, der schon am Untergang des SK Voest beteiligt war, fand nun auch der SV Pasching ein jähes Ende. Die Paschinger Lizenz wurde nach Klagenfurt transferiert, und ein schwarz-weiß-silberner SK A. Kärnten wurde aus der Taufe gehoben. Doch auch dieser Spuk war nach drei Jahren vorbei: Der „SK Austria – Pasching in Klagenfurt – Kärnten“ wurde endgültig zu Grabe getragen.
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Die Kärntner Landespolitik und einige Sportfunktionäre schafften es zwischen 1999 und 2007, drei Vereine an die Wand zu fahren und damit irreparable Schäden anzurichten, die bis heute nicht vollständig behoben werden konnten.